Rigoletto
Aalto Musiktheater
Es war doch nur ein Scherz
von Dierk Schapals (kulturbummler)
20.09.2025
Ein Scherz, für den Rigoletto am Ende einen hohen Preis bezahlen wird, wie die Besucher bei der Premiere von Verdis Oper im Aalto Musiktheater Essen hautnah miterleben konnten.
In der Regie von Kateryna Sokolova entwickelte sich ein durchchoreographiertes Vater-Tochter-Drama, das einen buchstäblich in seinen Bann zog. Dabei verlegte die Regisseurin die Handlung in einen englischen Herrenclub - eine ebenso reine und abgeschlossene Männergesellschaft wie der Hof des Herzogs im Original. Mittendrin Rigoletto als Diener, der für das Wohl und Vergnügen der upper class zu sorgen hat.
Im aufwendigen und mit vielen Raffinessen ausgestatteten Bühnenbild von Nikolaus Webern entwickelt sich eine kluge Personenregie, die selbst die kleinsten Rollen aufwertet: wie unschuldig ist Giovanna wirklich an Gildas Schicksal? Gesungen wird durchweg auf (sehr) hohem Niveau! Vor allem meistern Claudio Otelli als Rigoletto mit volltönendem Bariton, Alejandro Del Angel als Herzog mit strahlendem tenoralem Schmelz und Katerina von Bennigsen als Gilda mit sicherer Höhe und lupenreinen Koloraturen ihre Partien mit Bravour. Und auch die übrigen Partien waren u.a. mit Nicoara Andrei als Monterone, Karel Martin Ludvik als Marullo, Mykhailo Kushlyk als Borsa, Liliana Sofia De Sousa als Maddalena, Almas Svilpa als Sparafucile und Marie-Helen Joel als Giovanna vorzüglich besetzt.
Der von Bernhard Schneider einstudierte Herrenchor bestach neben der gesanglichen Leistung vor allem durch seine Spielfreude. Und dem Orchestergraben entströmte eine wunderbare Italianità der präzise bis in alle Solostellen spielenden Essener Philharmoniker - auch dank ihres GMD Andrea Sanguineti.
Am Ende standing ovations und bravi für einen sehens- und hörenswerten Opernabend!